In den letzten 50 Jahren sind von den Caritas-Mitarbeiterinnen viele Initiativen ausgegangen, von denen nachfolgend exemplarisch einige betrachtet werden.
Hausbesuche, Seniorennachmittage und -ausflüge
Persönliche Kontakte sind ein wichtiges und unverzichtbares Standbein der Caritas-Arbeit („Kirche muss zu den Menschen gehen“), um von Notlagen der Menschen zu erfahren, direkt vor Ort Hilfe leisten zu können, aber auch, um Menschen vor Isolation und Einsamkeit zu bewahren. Hausbesuche der Caritas-Mitarbeiterinnen finden daher regelmäßig statt und zwar insbesondere bei älteren Leuten. So bleibt man miteinander im Gespräch und kann ggf. helfend zur Seite stehen.
Zu den planmäßigen Veranstaltungen der Caritas-Konferenz gehören auch Senioren-Nachmittage, um älteren Leuten einen unbeschwerten Nachmittag zu schenken. Das Frühlings- und Herbstfest der Caritas mit bis zu 100 Gästen ist für viele ältere Menschen das Highlight des Jahres. Und auch während der Corona-Pandemie mit Lockdowns blieb die Caritas-Konferenz aktiv, man entschloss sich zu einer „Tüten-Engel-Aktion“, bei der die Caritas-Frauen in ihren Bezirken Geschenktüten an der Haustür verteilten.
Karitative Einrichtungen
Besonders augenfällig verwirklicht sich die Caritas in der Kleiderstube. Im Jahre 1993 wurde sie unter Leitung von Ursel Wurm und engagierten Frauen ins Leben gerufen angesichts des großen Zustroms von Aussiedlern und Flüchtlingen, die mit dem Notwendigsten versorgt werden mussten. Die Stadt Kreuztal stellte Räumlichkeiten in der Bahnhofstraße mietfrei zur Verfügung und ein Team von acht Helferinnen der Caritas übernahm den Betrieb der Kleiderstube. Nach über 20 Jahren erfolgreicher Arbeit in der Bahnhofstraße musste die Kleiderstube jedoch die Räumlichkeiten verlassen, da die Stadt das Gebäude anderweitig nutzen wollte.
Eine neue Bleibe fand sie dann in den Gemeinderäumen der Christus-Erlöser-Kirche. Es wurde dort ein neues flexibles Raumkonzept entwickelt, dass einerseits die bisherige Nutzung der Räume sicherstellte, andererseits aber den notwendigen Platz für die Kleiderstube gewährleistete. Das erforderte allerdings ein regelmäßiges Umräumen und somit mehr Zeitaufwand für das Helferteam. Daher erfolgte der Neustart mit einem deutlich verstärkten Team von insgesamt 20 Helferinnen und Helfern und zwar als gemeinsames Projekt der Caritas-Konferenzen von St. Johannes Baptist in Kreuztal und St. Ludger und Hedwig in Krombach. Am 3. März 2015 konnte die Wiedereröffnung gefeiert werden.
Das Gründungs-Team der Kleiderstube 1993 in der Bahnhofstraße
Der Helferinnenkreis der Kleiderstube beim 25jährigen Jubiläum 2018 in der Christus-Erlöser-Kirche (unter den Gratulanten Bürgermeister Walter Kiß (li) und Pfarrer Friedhelm Rüsche (2.v.re)
Mit Ausbruch des Ukraine-Krieges im Frühjahr 2022 konnte die Kleiderstube erneut ihre Hilfs- und Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen. Die Kleiderstube stattete allein im letzten Jahr (2022) etwa 300 Flüchtlinge aus der Ukraine mit einer kostenlosen Erstausstattung an Kleidung aus, für die Kinder gab es zudem Spielzeug, Kinderfahrräder usw.
Heute ist die Institution „Kleiderstube“ über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Die Nähe zur Erlersiedlung hat sich als positiver Standortfaktor erwiesen, ist sie doch oft die erste Station für Menschen, die neu nach Deutschland kommen. Die Auswahl ist dank anhaltender Spendenbereitschaft groß: von Damen- und Herrenoberbekleidung über Bettwäsche und Handtücher bis hin zu Taschen und Schuhen. Auch Baby- und Kinderbekleidung wird angeboten.
Geöffnet ist die Kleiderstube dienstags von 1000 – 1200 Uhr und donnerstags von 1430-1630 Uhr.
Ein herausragendes, bei den Flüchtlingen bekanntes integrationsförderndes Angebot ist das „Café International“. Es besteht seit März 2016 und wird von der katholischen St. Johannesgemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde in Kreuztal auf ehrenamtlicher Basis getragen.
Das Café International war zunächst „nur“ ein Ort der Geselligkeit, an dem die Besucherinnen und Besucher kleine Auszeiten vom Alltag erlebten. Sorgen und Probleme konnten angesprochen werden und Hilfen wurden im Rahmen des Möglichen direkt angeboten. Zu den regelmäßigen Treffs kamen etwa 18 Familien mit ihren Kindern bzw. insgesamt 50 Personen. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, dem Irak, dem Libanon u.a.m. Die Familien erleben im Café eine offene Atmosphäre, eine Benachteiligung von bestimmten Bevölkerungsgruppen, von Frauen und Mädchen wurde nicht akzeptiert.
Das Café gab sich für den jeweiligen Veranstaltungstag ein Schwerpunktthema vor, das auch vorbereitet wurde und insbesondere Eltern mit ihren Kindern zum Mitmachen einladen soll. Beispielsweise können genannt werden: „Gemeinsam Kochen“, „Jonglage – auch zum Mitmachen“, „Brücken und Türme bauen“, „Adventsbasteln“, „Plätzchen backen“. Einmal jährlich wurde ein gemeinsamer Ausflug in die nähere Umgebung durchgeführt (z. B. zum Affen- und Vogelpark in Eckenhagen, zur Burg Altena oder zum Biggesee). Als herausragendes Event kann zudem das in 2018 durchgeführte „Interkulturelle Seifenkistenrennen“ genannt werden, an dem insgesamt 10 Teams mit etwa 40 Schülerinnen und Schülern – davon in jedem Team je hälftig Einheimische und Nichteinheimische – teilgenommen haben.
Durch die Corona-Pandemie hatte sich vieles verändert. Während des ersten Lockdowns im März/April 2020 ruhte der Betrieb des Cafés vollständig. Zwischenzeitlich wurden Möglichkeiten entwickelt, das Angebot wieder in modifizierter Form aufrecht zu erhalten, so dass der Kontakt erhalten blieb. So wurden etwa Ende April 2020 die Konversationskurse sowie Schüler- und Ausbildungshilfen mit sehr begrenzter Teilnehmerzahl (sehr kleine Gruppe oder Einzelunterricht) wieder aufgenommen, so dass z.B. eine bereits kurz vor dem Abschluss stehende Ausbildung erfolgreich zu Ende gebracht werden konnte.
Anfang 2022 konnte das Café International dann für sich festhalten, dass es das gesetzte Ziel – eine Gruppe von Flüchtlingen auf ihrem Weg zu einem geordneten und sicheren Leben zu begleiten – für sein Klientel erreicht hatte. Von den 18 Familien, die regelmäßige „Gäste“ des Cafés waren, führten die meisten ein geregeltes Leben in Deutschland, viele hatten Arbeit gefunden und die Kinder kamen in den Schulen gut zurecht. Die regelmäßigen Treffs wurden daher eingestellt. Der Helferkreis ist aber nach wie vor aktiv, z. B. bei der individuellen Betreuung und Versorgung von Flüchtlingen aus den Krisengebieten in Afrika und Vorderasien.
Und gerade aktuell im März 2023 formierten sich einige Helfer wieder neu und sammelten in den Räumlichkeiten der Christus-Erlöser-Kirche Kleidung, Lebensmittel, Hygiene- und Pflegeartikel und Artikel zur medizinischen Versorgung, um einen Hilfstransport der CFA in Wiehl zu unterstützen. Es kam so viele Spenden zusammen, dass etwa 60 Umzugskartons gefüllt werden konnten, hinzu kamen 10 Rollatoren, 25 Krücken und etwa 1.500 € an Geldspenden. Ende März 2023 wurde alles in Privat-Pkws (mit Anhänger) und VANs nach Wiehl gebracht.
Die Helfer*innen bei ihren vollgepackten Fahrzeugen in Wiehl
Der Transport in die Ukraine ging planmäßig am 30. März 2023 los. Spontan hatte sich noch ein junger Mann aus unserer Pfarrgemeinde gemeldet, der als Fahrer dabei war. Zwischenzeitlich sind alle wieder zurück und wir wissen jetzt aus erster Hand, dass alles gut angekommen ist.
Schüler- und Ausbildungshilfen; Sprach- und Konversationskurse
Mit dem Zuzug von Aussiedlern ohne oder mit nur geringen Kenntnissen der deutschen Sprache wuchs der Bedarf an ehrenamtlicher Unterstützung der Kinder bei den Hausaufgaben und der Erwachsenen beim Spracherwerb. Die Caritaskonferenz stellt sich dieser Aufgabe schon seit längeren, das Projekt begann bereits im Jahre 2005. Zunächst waren es wenige Schüler von Aussiedlern aus Russland, seitdem sind es viele Kinder aus den unterschiedlichsten Ländern geworden, die regelmäßig Unterstützung bei ihren Hausaufgaben bekommen. Später kamen dann Jugendliche und junge Erwachsene dazu, die auf dem Weg ins Berufsleben und während der beruflichen Ausbildung betreut wurden.
Auch durch Sprach- und Konversationskurse wird seit über 15 Jahren wertvolle Hilfe geleistet, so dass Menschen, die als Fremde zu uns kommen, erste Sprachkenntnisse erwerben und sich im Alltagsleben leichter zurechtfinden können. Beratungen und Hilfen bei Behördengängen gehören dabei ganz nebenbei dazu. Sprachliche Defizite von Migrantinnen und Migranten erschweren zudem den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, was letztendlich zu Isolation und Vereinsamung führen kann. Die Caritas-Konferenz Kreuztal begann daher schon 2006 mit Sprach- und Konversationskursen. In kleinen Gruppen werden alltägliche Sprachsituationen geübt und Informationen zu Sachthemen vermittelt. Zudem werden Einzelveranstaltungen durchgeführt wie z. B. Besuche der Stadtbibliothek, gemeinsamer Besuch von Filmvorführungen mit anschließender Diskussion, Café-Besuche und gemeinsames Einkaufen, Besuch der Sparkasse, Gesellschaftsspiele.
Zudem gibt es - situationsabhängig - spontane Hilfsangebote wie z. B. ein bedarfsgerechter 14tägiger Sprach- und Konversationskurs im Sommer 2022 für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Das regelmäßige Angebot der Sprach- und Konversationskurse finden nach wie vor in den Gemeinderäumen von Christus Erlöser statt und zwar jeweils montags und mittwochs von 09.30 - 11.30 Uhr.
Im Dienst am Menschen
Caritas-Mitarbeiterinnen sind zudem bei anderen Organisationen tätig und leisten dort wertvolle Unterstützung. Beispielhaft sei der Entlastungsdienst „auszeit“ für Angehörige von Menschen mit Demenz genannt. Oder auch das Angebot Willkommen im Leben der Stadt Kreuztal für alle "frischgebackenen" Eltern. Bei diesem Projekt werden alle Kreuztaler Eltern mit Neugeborenen zu Hause von Fachkräften der Stadt besucht, ehrenamtliche Caritasmitarbeiterinnen kommen dabei als Tandempartner mit. Oder auch die Unterstützung von Caritas-Mitarbeiterinnen bei der Sternsingeraktion, die in allen Gemeinden des Pastoralverbundes im Einsatz sind. Unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen“ setzen sie sich für Kinderschutz in vielen weltweiten Projekten ein.
Als konkretes Projekt in der St. Johannes Pfarrei ist zudem der sog. Eine-Welt-Verkauf zu nennen, den es bereits seit 1995 gibt. Der Eine-Welt-Verkauf bietet Kaffee und andere Waren aus fairem Handel an.
Für viele Jahre sozialer Dienste konnten zwischenzeitlich viele Mitglieder der Caritas-Konferenz mit der Silbernen Ehrennadel für mindestens 10 Jahre ehrenamtlicher Arbeit ausgezeichnet werden. Auch das Elisabethkreuz, die höchste Auszeichnung für ehrenamtlich Engagierte in der Caritas, das frühestens nach 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit verliehen wird, konnten in den letzten Jahren mehrere Helferinnen der Caritas-Konferenz in Empfang nehmen. Besonders freut sich die Caritas darüber, dass am kommenden Sonntag (7. Mai) weitere 8 Ehrenamtlerinnen für ihre langjährige verdienstvolle Tätigkeit geehrt werden.
Seit 1992 ist Eva Schröder Vorsitzende der Caritas-Konferenz St. Johannes in Kreuztal. Zurzeit zählt die Orts-Caritas in der St.-Johannes-Gemeinde ca. 80 Mitglieder.
Derzeitiger Vorstand der Caritas-Konferenz St. Johannes
(v.li.): Rita Sprenger (Schriftführerin), Ulla Winkel (Beisitzerin), Eva Schröder (1. Vorsitzende), Cäcilia Schlüter (2. Vorsitzende) und Rita Glodek (Kassenführerin).