Gottesdienste

Ökumenische Gottesdienste zu Buß– und Bettag

 

Zu den ökumenischen Gottesdiensten zu Buß– und Bettag und zum gemeinsamen Gebet mit unseren evangelischen Glaubensgeschwistern am Mittwoch, 19. November, um jeweils um 19:00 Uhr in der Christus-Erlöser-Kirche in Kreuztal und in der evangelischen Kirche Hilchenbach laden wir herzlich ein.

Foto: Pixabay

 

 

Wenn ungute Entwicklungen unkorrigiert weiter wuchern
Gedanken zum Buß- und Bettag

Vor 170 Jahren beschrieb der Schriftsteller und Dichter Adalbert Stifter in seiner Sammlung „Bunte Steine“ die Vision vom „Aufwärtssteigen“ und „Abwärtssteigen“ eines Volkes. Einige seiner Formulierungen sind es wert, gerade heute ernst genommen zu werden.

„Zuerst verschwindet das Maß“

In allen Lebensbereichen die „Mitte“, das „Maß“ zu suchen, ist eine der Grundregeln im gesamten Kosmos. So legt auch Aristoteles seinem Sohn Nikomachos deutlich ans Herz: „Alles, was im Leben einen Wert hat, kann durch ein ‚Zuviel‘ oder ein ‚Zuwenig‘ zerstört werden.“ Eine ständige Auseinandersetzung, ein Austausch, eine Balance zwischen vielen Gegensätzen im Leben: Ich und Du, Nähe und Distanz, Festhalten und Loslassen, Streit und Harmonie, Vertrauen und Misstrauen, Bewahrung und Fortschritt usw. ist überlebensnotwendig. Wenn hier das Gleichgewicht permanent verletzt wird, muss es irgendwann zu einem „Absturz“ kommen. Gefragt sind hier: Charakter, Selbstbeherrschung, Nüchternheit, Achtsamkeit und Maß, Großzügigkeit, keine Großmannssucht.

„Das Unbedeutende wird stärker“

Wenn unsere Augen erkranken, dann sehen wir unschärfer, grau in grau, verschwom-men, undeutlich, nebulös oder bald gar nichts mehr. Wenn unsere Lebenseinstellungen erkranken, kann alles Wichtige in unserem Leben verloren gehen. Viel Unwichtiges und  Belangloses rückt dann immer mehr in den Mittelpunkt und macht sich breit. Die Suche nach Sinn, Bedeutung und Erfüllung wird mehr und mehr durch das Sieb unserer Aufmerksamkeit fallen, verschwinden im Nebel von Nutzlosigkeit, Lächerlichkeit und Eitelkeit.

„Hass und Neid gegen den Nachbarn“

Der Mensch, der einmal „die Krone“ der Schöpfung genannt wurde, entwickelt sich immer mehr zur „Dornenkrone“, nicht nur mit Neid und Hass seinem Nachbarn gegenüber, sondern auch dem Fremden, Anderen, dem Bedürftigen, selbst gegenüber seinen einstigen Paradiesgefährten, den Tieren und der ganzen Schöpfung. Die Heilige Hildegard von Bingen schrieb bereits vor 800 Jahren: „Die Natur ächzt und seufzt, denn der Mensch liegt ihr quer“.

„In der Religion sinkt das Innere“

Die Liebe und die Gerechtigkeit Gottes in unsere Welt zu bringen, bildet den Kern, das Innere jeder Religion. Wenn dieses Zentrum sich auflöst, breiten sich andere Dinge immer mehr aus: Der Glaube wird zum „Glauben light“, moralische Gesinnung immer mehr zum „Mainstream“, die helfende Tat löst sich auf in Sprachblasen, in Machtspielen und „Events“. Seelsorge erschöpft sich in Verwaltung. Die Unterschiede von Gut und Böse lösen sich mehr und mehr auf. Das „Salz“ der Erde, das wir Christen sein sollten und sein dürfen, bekommt immer mehr einen schalen Geschmack und taugt zu nichts mehr.

Wenn diese negativen, eher schleichenden Entwicklungen ungebremst und unkorrigiert weiter wachsen oder besser „wuchern“, dann werden sie sicher nicht nur im Ganzen zum Untergang eines politischen Gebildes führen können, sondern auch im Einzelnen zum Ende vieler Partnerschaften und Lebensläufe.

Stanislaus Klemm, Dipl. Psychologe und Theologe, In: Pfarrbriefservice.de